Digitalisierung und Bilder von Kirche 12: Eine Matrix der digitalen Transformation

 

1.      Das folgende ist nun eine erste Skizze. 

Interessant ist nun, wenn man diese Stufen der Digitalisierung in der Kirche in die kulturelle Transformation nach Stalder einschreibt. Dann erscheinen die Ungleichzeitigen der Wandlungsprozesse, ihre inhaltliche Ausrichtung, ihre Möglichkeit und die schlichte Einsicht, dass sich diese kulturellen Prozesse auf absehbare Zeit nicht einfach ablösen, sondern überlagen und interferieren. Das wird eine hohe Ambiguitätstoleranz voraussetzen und auch nicht anstrengungs- und konfliktfrei zu erreichen sein: Diese Ungleichzeitigkeit wird nicht auflösbar sein, und das wäre auch nicht wünschenswert. Kirche ist keine Organisation wie andere: an dieser Stelle wird das sehr sichtbar. Es liegen sozusagen alle Elemente dieser Matrix in einem Gefüge gleichzeitig vor, ineinandergeschoben, sich überlagernd, eventuell temporär sich ablösend, quer durch die Organisation und durch Individuen, paradox,  sogar widersprüchlich: Ein Feld für Konflikte, Hemmungen und Fehlleinschätzungen aller Art, aber auch die Möglichkeiten, bisher nicht gesehenes zu entdecken, längst vorhandenes zu identifizieren und Entscheidungen zu fällen, auch in die Ungewissheit hinein. 

Das Problem dabei ist die entstehende Komplexität, die sich einem traditionellen Verständnis von Steuerung entzieht und Kirche viel stärker als „Ermöglicherin“, „Moderatorin“, als Ressource und als Bezugsrahmen („Frame“) sichtbar werden lässt, was meines Erachtens in einer protestantischen Ekklesiologie durchaus angelegt ist. 

Es wird sich freilich auch zeigen, dass deren traditionellen Begriffe da schnell an ihr Ende geraten und wir andere Bilder von Kirche brauchen, um dem gerecht zu werden. 

Der kulturelle Prozess der Digitalisierung erfordert nicht nur neue Verfahren, er ist nicht bloß eine Fortsetzung des bisherigen mit technischen Mitteln. Wie der Buchdruck, die Automatisierung von Produktion und die Entwicklung der Mobilität verändert er nicht nur die Art und Weise, wie wir etwas tun. Es verändert unsere Wahrnehmung von Welt: das „Digitale“ und das „Analoge“ verschmelzen, interferieren und es entstehen nun tatsächlich digital/analoge „Hybride“, die allerdings nur aus einer Perspektive von Normalität des Analogen „Hybrid“ sind. 

Es wird entscheidend sein, das theologisch einzuholen und aus einer vorschnell wertenden Betrachtung erst einmal herausnehmen bzw. den Wertungen erst einmal auf die Schliche zu kommen. Die Frage, "ob wir das wollen" und "ob wir das wirklich brauchen", stellt sich nicht mehr. 

Wichtiger ist, überhaupt erst einmal zu sehen, was der Fall ist. Denn die Welt ist alles, was der Fall ist (Wittgenstein),aber was der Fall ist, liegt nicht einfach vor Augen. Und daraus können dann Innovationen gestaltet und notwendige Abschiede vorgenommen werden. Und das wird ohne theologische Reflektion in allen theologischen "Fächern" nicht auskommen. Das geschieht ja nun auch in kaum noch zu überblickender Art und Weise. 

Die Matrix sieht dann - vorläufig - so aus. Dabei ist vor allem die erste Spalte noch im Experimentalstadium- wie so oft, muss man wohl vorsichtig sein, sich nicht vom Systemzwang einer Tabelle hinreißen zu lassen.  

Campbell/Stalder

Algorithmizität

Gemeinschaft

Referentialität

transferring

Abbild

Kirche im Netz

Präsenz

translation

Permutation

Kirche digital

Hybridisierung

transforming

Innovation

Digital(isiert)e Kirche

Virtualität