Digitalisierung und Bilder von Kirche 18: Was "Digitalisierung" meint

Vielleicht ist es an der Zeit, dass ich einmal knapp darstelle, was ich meine, wenn ich von "Digitalisierung" rede. 

Da diese Debatte noch ganz im Schwange ist und die Zahl der Ansätze eigentlich unüberschaubar, beschränke ich mich auf so etwas wie ein kritisches Minimum - ich glaube ja, dass ein so komplexer Prozess mit traditionellen "Definition" ohnehin nicht zu erfassen ist, sondern man nur der Spur des Signifikanten folgen kann, um es einmal im Jargon der Dekonstruktion zu sagen. 

Ich stütze mich dabei im Wesentlichen auf ein kleines, sehr hilfreiches Büchlein, das meines Erachtens die wichtigsten Eckpunkte benennt: Peter Lender, Digitalisierung klargemacht. Freiburg 2019.

Dort habe ich vor allem gelernt, zwei "Achsen" dieses Prozesses im Blick zu behalten. Das ist insofern wichtig, als das, meines Erachtens, der erste Aspekt gerade in der kirchlich-theologischen Debatte oft etwas zu kurz kommt bzw. sich hier die möglichen ideologischen Aufladungen am deutlichsten zeigen, wenn Digitalisierungskritik als Technikkritik erscheint und im Gefolge dessen leicht in eine rein ethische Debatte abgleiten kann, die den organisationalen Aspekt nicht immer hinreichend im Blick hat. Aber mit Moral ist dem Thema nicht beizukommen.

Digitalisierung meint demzufolge:

1. einen technischen Prozess: Umstellung auf elektronische Datenverarbeitung.

So schlicht das klingt, ist doch die Essenz des Ganzen: Daten werden umgewandelt in digitale Formate und über Datenträger durch Schreib- und Leseprozesse verfügbar gemacht. Das ist sehr elementar. Aber es verweist auf zweierlei: Strom muss fließen und technische Ausstattung muss vorhanden sein, dazu gehören auch die geeigneten Programme (die selbst Datensammlungen sind). Das setzt umfangreiche Investitionen voraus: es braucht Gerät und Bedienungskompetenz. Ähnlich wie bei der Mobilisierung der vergangen zwei Jahrhunderte haben wir es mit Maschinen zu tun, und die basale Kompetenz ist die Fähigkeit, diese Maschinen bedienen zu können.

Man kann also auch sagen: Die Digitalisierung ist ein weiterer Schritt der Technisierung der Lebenswelt, ein Prozess der Kolonialisierung durch Maschinen. Damit wäre auch schon der kritische Horizont angezeigt, der manchem bisher ein wenig zu kurz gekommen ist und der - vorerst - auch nicht der Schwerpunkt meiner Überlegungen ist. Ich betone ihn deswegen, weil dieser Aspekt in der theologischen Debatte meist etwas ideologisch aufgeladen ist: von schlichter Maschinenstürmerei bis hin zu geradezu naiv anmutender Technikbegeisterung ist das gesamte Spektrum der Meinungen hier anzutreffen. Ich belasse es bei der schlichten Konstatierung, dass dieser technisch-maschinelle Aspekt mit seinen Verfahren der Implementierung und Disziplinierung basal ist.

Dabei nehme ich auch einen Gedanken auf, den Armin Nassehi in seinem Buch "Muster" zum Tragen bringt: Der Prozess der Digitalisierung ist zu kurz verstanden, wenn er nur als an die reine Technisierung gebunden verstanden wird. Er begann im Grunde in dem Moment, wo Weltwahrnehmung in diskrete Einheiten zerlegt wurde (was auch Dirk Baecker seinen Buch 4.0. Die Lücke, die der Rechner lässt, ausführt). Digitalisierung ist Einschreibung und begann mit dem ersten Wort, als Zeichen und Bedeutung nicht mehr materiell kongruent waren, sondern arbiträr wurden, also semiotische Bezeichnungsprozesse einsetzen, die Zeichen und Gemeintes eben nicht mehr über das Zeigen von Objekten verknüpfte, sondern ein Medium (die Schrift - als materielles Substrat von Sprache) dazwischen kam und kontinuierliche Wahrnehmungsprozess in distinktive Elemente zerlegt wurde (Begriffe, Deixis, Syntagma). Die elektronische Datenverarbeitung ist bloß die Beschleunigung dieses technischen Prozesses, der mit der Erfindung des Buchdruckes (ein eminent digitales Verfahren: bewegliche Lettern) schon einmal beschleunigt wurde. Der Effekt dieser Beschleunigung ist die erhöhte Sichtbarkeit und seine bedrängende Erfahrbarkeit.

Ein Aspekt davon sei noch ausdrücklich benannt, obwohl er im Vorgehenden, vielleicht unbemerkt, schon zum Tragen kam: Es ist der schlechthin anti-metaphyische Prozess, weil alle "Entitäten" in diskrete Prozesse aufgelöst werden. Vielleicht ist das einer der entscheidenden Gründe für das Unbehagen daran gerade im Bereich der Kirche: für alle "Hinterweltler" (im Sinne Nietzsches: Die Annahme einer nichtmateriellen Hinterwelt) ist das die ultimative Anfrage. Und damit auch für die Theologie. Gerade der technische Aspekt stellt sehr drängende Fragen an das Verständnis von Schöpfung. Inwiefern ist Technik ein Teil von Schöpfung? Das führt, wie man sieht, automatisch zum zweiten Aspekt der Digitalisierung:

2. Sie ist ein kultureller Prozess. Denn diese Implementierung und Disziplinierung durch Technik setzt einen Transformationsprozess in Gang, dessen Folgen noch gar nicht absehbar sind. Es geht - vor allem in der von mir hier gewählten organisationalen Perspektive - um neue Formen der Arbeit: Umstellung auf kollaborative, zeit - und raumungebundene Formen der Arbeit, der Kommunikation und der Begegnung, Veränderung von traditionellen Hierarchien und Asymmetrien; Globalisierung, "digitale Kirche" als Beteiligungskirche, virtuelle Gemeinschaften durch "social media" und digitale Kommunikation neben und in den analogen Gemeinschaften - all das also, was ich in den vorhergehenden Blogbeiträgen zu entfalten versucht habe.

Sie hat nun spezifische Effekte, die hier mehr stichwortartig zusammengefasst werden sollen: Automatisierung: Komplexe Abläufe werden in Routinen verwandelt, die zum einen Arbeitserleichterung und Ressourcenfreisetzung bedeuten, zum anderen aber auch neue Formen des Kompetenzerwerbes, der Kompetenzerweiterung und der Kompetenzpflege benötigen, hier kommt das oben über Algorithmisierung Gesagte zum Tragen. Automatisierung kann auch zur Verschleierung von Prozessen führen und so ein Machtfaktor werden. Vernetzung: Universalisierung von Kommunikation als zentralem Handlungsbereich; Sharing und Kollaboration; Auflösung von bestehenden und Entstehungen von neuen Wissens- und Kompetenzasymetrien. Das ist der stärkste Impakt auf unser Verständnis von Gemeinschaft und Gesellschaft. User/Kundenorientierung: Auflösung der klassischen Anbieter-Nehmer Differenz, Auflösung von Grenzen der Institution, Verflüssigung der Organisation; Verbreiterung der Bewegung. Vor allem Letzteres spielt natürlich für eine Organisation wie Kirche eine entscheidende Rolle. Generierung von Daten: Entstehung einer neuen Sorte von Waren, Wissen und Klienten, Frage nach dem Nutzen und dem Zugriff. Hier ist vor allem der Regelungsbedarf angesiedelt. Konkret stellt sich hier die Frage von Wissensmanagment und Archivierung. Prozessualisierung: Organisationen als prozessorientierte "Funktionalitäten"; Aufhebung der klassischen "Säulen"; "Lernende Organisation". Hier zeigt sich der organisationale Impact, den ich ja bereits mit dem ersten Satz meines Blog benannt habe: Ich denke, dass die Digitalisierung der Sichtbarwerdung der Kirche als Organisation noch einmal einen kräftigen Schub versetzt hat - mit allen Effekten, die das hat - vor allem der Organsiationskritik.  Als technisch basierter kultureller Prozess spielt sich ihre Implementierung auf vier Ebenen ab: Des Verstehens: sowohl der technischen Abläufe als auch der kulturellen Transformationen. Dabei hat das technische Verständnis das Prä. Je mehr jemand versteht, was er hier tut, umso mehr informelle Macht akkumuliert er. Es stellt sich bei jedem Schritt die Frage, wieviel technisches Verständnis vorhanden sein muss, um die kulturelle Bedeutung zu erfassen - wie beim Autofahren, wo sich die Frage ja auch stellt, wieviel man von der Technik der Autos verstanden haben muss, um kompetent fahren zu können. Vor allem, wenn das Auto streikt. Des Wollens: Hier zeigt sich der schon mehrfach angesprochene Aspekt, dass Digitalisierung eine Führungsaufgabe ist, sowohl der "Leitung" als auch der Mitarbeitenden und der "Kunden/Klienten". Die einzelnen Ebenen sind dabei so gefügeartig verschränkt, dass der Leitungsbegriff (und man denke hier an Schleiermachers Begriff der Kirchenleitung in Unterscheidung vom Kirchenregiment) bis auf die unterste Ebene durchgeführt werden muss. Digitalisierung muss auf allen Ebenen gewollt werden. Und das setzt umfangreiche Prozesse der Verständigung, der Werbung, der kritischen Abwägung und der sinnvollen Ressourcenverwendung voraus. Digitalisierung ist kein Selbstzweck. Die kritische Aufgabe lautet: auf jeder Ebene genau zu bestimmen, wozu, warum und mit welchen Mitteln welche Prozesse digitalisiert werden sollen (und was weiterhin analog stattfinden muss: das betrifft die Kommunikation im engeren Sinne, aber z.B. auch solche Fragen wie die der Archivierung. Hier allein auf elektronische Datenträger zu setzen ist möglicherweise nicht wirklich sinnvoll, weil technische Prozesse da ziemlich vulnerabel sind, Stichworte "Blackout" und Kompatibilität. Gerade für letzteres ist die hohe Geschwindigkeit, mit der sich die Datenträgertechnik entwickelt, eine große Herausforderung, wie jeder weiß, der noch eine Sammlung von Disketten, Schallplatten oder VHS-Kasetten hat!. Wollen wir z.B. wirklich rein digitale Kirchenbücher? Der Befähigung: sowohl zum technischen Umgang als auch zur Entwicklung kollaborativer/kooperativer Arbeits- und Kommunikationsformen. Was so harmlos klingt, ist aus organisationaler Perspektive der Kern des Ganzen - es bedarf einer völlig neuen Kultur der Schulung und der Bildung, die ressourcenzehrend ist. Der allein seinen Büchern und händisch geführten Notizbüchern hingegebene Stubengelehrte ist ein Auslaufmodell. Da gibt es kein Zurück. Digitale Kompetenzen sind kulturelle Grundkompetenzen wie Lesen und Schreiben. Ein Computer ist keine digitale Schreibmaschine... Des Umsetzens: auf allen Ebenen, an der jeweiligen Spitze und in der "Fläche" - wobei die Metapher der "Fläche" leicht in die Irre führen kann. Streng genommen gibt es keine Fläche mehr, in die "hinein" digitalisiert wird. Das wird deutlich, wenn man die oben entwickelte Matrix ein wenig meditiert. Hier wird uns der Begriff des "Gefüges" hilfreich sein, weil er weggeht von einem rein hierarchischen Verständnis von Organisation. Digitalisierung ist nicht per Verordnung umsetzbar, sondern per Inkulturation.

Als Prozess ist die Digitalisierung auf der einen Seite eine evolutionäre Entwicklung, die letztlich, wegen der Emergenzphänomene, nur schwer steuerbar ist. Gleichwohl lassen sich Zielbegriffe formulieren, die zwar inzwischen wie reine Buzzwords klingen, aber dennoch als eine Art "Legende" auf der Karte der Digitalisierung Haltungen definieren, wobei der letzte Aspekt ein spezifisch kirchlicher ist, der einen eigenen Betrachtung wert wäre, ich belasse es hier aber aus Gründen der Ökonomie bei der bloßen Erwähnung:

Mobil: Arbeiten und Begegnen zu jeder Zeit an jedem Ort auf jedem Gerät Agil: Aufbrechen von Hierarchien und Verteilung von Kompetenzen Smart: Byod (Bring your own device); Barrierefreiheit (sowohl von Inhalten als auch von technischen Zugängen), möglichst einfache Routinen (und Verlernen von toxischen Routinen, Kathrin Passig) Präsent: Auffindbarkeit im digitalen Raum; Mitgliederbindung; Mitgliedergewinnung, Öffentliche Theologie als Teilhabe an der Zivilgesellschaft. Missional: Nicht-hierarchische "Kommunikation des Evangeliums" auf allen Kanälen in faktischer Auflösung des sozialen Raum-Zeit-Kontinuums (was ich oben unter dem Stichwort "Präsenz" mehr stammelnd als klar versucht habe auszuführen).


Ein weiterer Aspekt ist der der Innovation - denn das ist die Digitalisierung immer, und zwar als prinzipiell unabgeschlossener Prozess. Es gibt, wenn man so will, keinen wirklichen status quo, und, wie aus der Matrix gut ablesbar, haben wir es hier mit Ungleichzeitigkeiten zu tun, die sich niemals auflösen werden. Darum ist hier der Begriff der "lernenden Organisation" hilfreich - eine kommunikative Aufgabe. Hier nehme ich - wieder nur stichwortartig - Begriffe aus der organsiationalen Kulturtheorie nach Edgar Schein auf:

Es geht um einstellungsverändernde Kommunikation (affektiv, emotional, kognitiv) auf den drei Kulturebenen: nach Edgar Schein (ab 2001):     Sichtbare Verhaltensweisen/Artefakte/Symbole/Rituale/Mythen/Leitbilder.     Gefühl für das Richtige, kollektive Werte (z.B. Einstellung zur Technik).     Grundannahmen: Wesen der Organisation, Beziehung zur Natur und Kultur; Zeit- und Aktivitätenorientierung (jenseits der bewußten Wahrnehmung).

Das zeigt, wie grundsätzlich der Prozess der Digitalisierung in das Gefüge einer Organisation eingreift, er geht hinunter bis in die Ebene vorbewusster Einstellungen, und es ist letztlich wieder eine Führungsentscheidung (Ebene des Wollens), wieweit diese Prozesse ins Bewußtsein gehoben werden müssen, um wenigstens ein Minimum an Steuerbarkeit (ein Grundanliegen von Organisation) zu gewährleisten. Dabei bin ich mir nicht sicher, ob das auf allen Ebenen in gleicher Intensität stattfinden muss.

Gleichwohl: bei der Digitalisierung spielt das Moment des Trainings und der Exploration eine besondere Rolle, die nur im Team realisierbar sind.  

 

Wesentliche Effekte: 

 

  • Die Beteiligung aller Teammitglieder an operativen Prozessen  

  • Ein anderes Zeit- und Raummanagement 

  • Die Bedeutung physischer Präsenz  

  • Aufhebung institutioneller Asymmetrien durch Bedienungskompetenz 


Hier kommt nun die Dynamik von innovativen Prozessen zum Tragen, die ich bei Gunter Dück kennengelernt habe, und die auf allen Ebenen der Organisation zum Tragen kommt:

  • Gunter Dück (Das Neue und seine Feinde: Wie Ideen verhindert werden und wie sie sich trotzdem durchsetzen, Campus, 2013) : Innovationen folgen relativ stabilen Abläufen: Es gilt, die Grenzen von Protagonisten/OpenMinds/ClosesMinds/Antagonisten zu verschieben.

Gerade bei einer Organisation, die im hohen Maße den Charakter eines aus disparaten Elementen zusammengesetzten rhizomatischen Gefüges trägt, ist das eine große Aufgabe. Sie lautet: Aus close minds open minds zu machen. Die Protagonisten brauchen dabei letztlich nur die organisationale Unterstützung, die Antagonisten können letztlich nur eingehegt werde, z.B. über die Formulierung von Mindestandards der Zusammenarbeit, die auch bei vollständiger Verweigerung einklagbar sein müssen, damit die Anschlußfähigkeit der Kommunkation und der Prozesse gewährleistet ist, das wird letztlich nur über Sanktionen (Belohnung und Bestrafung) möglich sein (ein durchaus unangenehmer Aspekt, der gerade in der evangelischen Kirche nicht leicht zu realisieren ist, weil er mit einem bestimmten Verständnis von Freiheit gekoppelt ist. Das ist nicht unheikel). Bei den Protagonisten wird es darauf ankommen, Inselbildungen von innovativem Vorpreschen wenigsten insofern einzuhegen, dass daraus nicht Cluster informeller Macht entstehen. Deutlich ist jedenfalls: das ist keine Aufgabe, die allein an IT-Abteilungen delegierbar ist.


Damit stellen sich Fragen an die Führungskultur in einer Organisation, die sich natürlich auch schon zu analogen Zeiten gestellt haben, jetzt aber, auch wegen des technischen Aspektes, dringlicher stellen. Die folgende Aufstellung habe ich Hagen/Lühr, Handbuch Digitale Verwaltung, Wiesbaden, 2019, (451ff) entnommen, ich finde sie sehr instruktiv. Sie beschreibt mögliche Haltungen von Führung (und noch einmal: auf allen Ebenen!). Es geht um "digital Leadership":


Flexibel  

Gelassen  

  • Ich nutze neue Methoden  

  • Ich fördere Neues und entwickle Bewährtes  

  • Ich denke von den Ressourcen her  

  • Ich probiere Dinge aus  

  • Ich kenne mich selbst und meine Werte  

  • Ich vertraue meinen Mitarbeitern  

  • Ich sehe Chancen im Chaos  

  • Ich setze auf meine eigenen Stärken  

Transparent  

Offen  

  • Ich informiere umfassend  

  • Ich teile mein Wissen  

  • Ich bin in den sozialen Medien präsent  

  • Ich gebe Feedback  

  • Ich verstehe neue Technologien  

  • Ich vernetze mich auf Augenhöhe  

  • Ich beteilige alle  

  • Ich lerne ständig dazu  

Nur erwähnen möchte ich, dass diese Aspekte einer neuen Führungskultur von Dirk Baecker unter dem Begriff des "postheroischen Managements" eingeführt worden sind, darauf komme ich gegebenenfalls noch einmal zurück. Ich halte diesen Begriff gerade im Bereich der Kirche mit ihrer Neigung, doch immer wieder im faktischen Handeln (vor allem in Krisensituationen) auf heroisches, also hierarchisch-pyramidales Handeln zurückzugreifen, für sehr hilfreich. Auch theologisch klingt er sehr attraktiv (Stichwort: "Schwache Kirche", "liquid ecclesiology"). Er liegt meines Erachtens sehr auf Linie der für den protestantischen Bereich essentiellen Bestimmung von "Kirchenleitung" als Aufgabe jedes Christen, wie ihn F.D.E. Schleiermacher entwickelt hatte. Aber auch das würde jetzt zu weit führen, ich möchte ihn nur als ein Art konzeptionelles Hintergrundrauschen erwähnt haben: er wird uns an anderer Stelle sicherlich wieder begegnen - gibt es so etwas wie ein "allgemeines Priestertum" als Teilhabe an Organisation auch unter dem Aspekt der Digitalisierung? Ich denke, schon, auch wenn mir im Moment noch die begrifflichen Mittel fehlen, das weiter auszuführen.

Es war mir ein Anliegen mit diesen etwas stichwortartigen Beitrag, zu dokumentieren, welchen "Begriff" von Digitalisierung ich für die vorhergehenden und die folgenden Ausführungen zu Grunde lege. Unfertige Denkprozesse mit einer gewissen Chuzpe präsentieren zu können, ist ja auch ein Effekt der Digitalisierung: sie öffnet Diskurse, nicht nur für Verschwörungstheorien.